Es gibt den schönen Spruch „Jeder will lange leben, aber keiner will alt werden“. Wir werden alt – heute älter denn je. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen liegt schon bei über 81 Jahren, Männer haben fünf Jahre weniger. Das bedeutet auch: Viele Paare gehen miteinander in den Lebensabend. Und häufig sind damit herausfordernde Alterserscheinungen verbunden. Pflegebedürftigkeit, Demenz, ja sogar Persönlichkeitsveränderungen.
In diesen Tagen habe ich ein herausforderndes Buch des Alterswissenschaftlers Prof. Eckart Hammer (Ev. Hochschule Ludwigsburg) mit dem Titel „Unterschätzt. Männer in der Angehörigenpflege“ gelesen. Manche Schilderungen von alten Ehemännern sind dabei sehr anrührend. Ein 83-jähriger Russlanddeutscher pflegt jetzt nach 64 Ehejahren seine Frau. „Wir hatten ein schweres Leben … ich kann sie nicht ins Heim tun“, sagt er.
Eindringlich weist Prof. Hammer darauf hin, dass in der letzten Lebensphase noch einmal ganz neue Herausforderungen auf Paare zukommen können. Und er rät ihnen, das vorher zu besprechen, was sich besprechen lässt. Auf S. 163 hat er einen ganzen Katalog solcher Fragen zusammengestellt. Etwa diese:
- Welche Erwartungen haben wir an den anderen, wenn es schwer wird?
- Wie könnte ein erforderliches außerhäusliches Arrangement im Pflegefall aussehen?
- Wie soll man damit umgehen, wenn man vom Ehepartner zum distanzierten Altenpfleger mutiert?
Ja, ich weiß: Auf so ein Gespräch hat niemand so richtig Lust. Aber diese Welt ist nun einmal so, wie sie ist. Und es ist nicht immer erst jenseits der 80, dass solche Fragen auftauchen. Auch jüngere Menschen bekommen Schlaganfälle, Krebs, MS. So kann schon früher die Situation eintreten, dass man sich wünschte: „Ach, hätten wir darüber mal geredet, als es noch ging.“