Eine Überraschungsgeschichte zum Thema Ehe war Anfang November ein Blogeintrag des US-Amerikaners Seth Adam Smith. Seinen Hauptgedanken fasst er dort in dem Satz zusammen: „Die Ehe ist nichts für mich.“ Er erzählt seine Liebesgeschichte mit Kim, dass sie sich zehn Jahre lang kannten, bevor sie heirateten, und dass sie eineinhalb Jahre nach der Hochzeit in eine tiefe Krise gerieten. „Ich begann, mich von ihr zurückzuziehen und sie wegzustoßen… und schließlich explodierten meine Emotionen.“
Doch seine Frau Kim reagierte ungewöhnlich. Sie nahm ihn in den Arm und zeigte ihm dadurch, wie sehr sie ihn auch in dieser schlechten Stimmung liebte. Da merkte er, dass er in der Ehe begonnen hatte, nur noch um sich selbst zu kreisen. Sie dagegen blieb ihrem Versprechen treu, ihn zu lieben.
„Die Ehe ist nichts für mich.“ Das bedeutet für Smith, dass die Ehe für andere ist. Er soll nicht nur sich selbst lieben, sondern zuerst seine Frau. In anderen Worten: Die Ehe ist kein Instrument zur Selbstbefriedigung, sondern ein Hilfsmittel, den anderen glücklich zu machen.
Wenn ich nicht genug kriege…
Selbstverständlich kann nicht immer nur einer geben, über Wochen, Monate und Jahre. Die Kraft, das auszuhalten, ist fast niemandem gegeben. Aber Smiths Ansatz ist doch ein Augenöffner. Ziehe ich mich zurück, wenn ich nicht genügend von unserer Beziehung habe? Nicht genügend emotionale Zuwendung, nicht genügend Gespräch, nicht genügend Sex? Oder nutze ich solche Missstimmungen, um meinem Ehepartner gerade dann meine Liebe zu zeigen? In einer normalen, einigermaßen gesunden Ehe folgt auf den Schritt, den einer auf den anderen zugeht, fast immer eine positive Reaktion. Das bricht das Eis und befeuert die Liebesgefühle neu.
Deshalb ist das gerne gebrauchte Bild vom emotionalen Bankkonto für die Paarbeziehung so gefährlich. Es besagt, dass man beim anderen immer noch ein Guthaben vorweisen können muss, wenn man ihn emotional strapaziert. In jeder Ehe kommt es aber auch zu Situationen, wo dieses Guthaben komplett aufgebraucht ist und man bildlich gesprochen ins Minus rutscht. Dann muss der andere sozusagen in Vorleistung gehen und es erlauben, dass er oder sie mehr in die Beziehung hineingibt, als herauszuholen ist. Das kann vorübergehend sehr anstrengend sein, am Ende profitieren aber meistens beide. Die Weisheit der Bibel hilft uns auch für diese Lebenssituation (Phil 2,3): „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst.“
Millionen Leser
„Die Ehe ist nichts für mich.“ Der Blogeintrag wurde innerhalb weniger Stunden von Millionen von Lesern aufgerufen. Er bietet die Chance, neu darüber nachzudenken, was unsere Ehe ausmacht und wie sie sein könnte. Die Ehe ist nichts für mich, sondern für den anderen – und schließlich ist die Ehe für uns.