Heute muss alles superschnell gehen. Wir essen in Schnellrestaurants, fahren in Hochgeschwindigkeits- Zügen und bestellen im Internet in der Erwartung, das Produkt allerspätestens am nächsten Tag geliefert zu bekommen … Industrien und Dienstleister haben sich darauf eingestellt, dass wir nicht mehr warten können. Der Schnellste bekommt den Zuschlag.
Das Tempo unserer Zeit schlägt sich auf unsere Beziehungen nieder – und wird damit zum Gift für unsere Ehen. Wenn sich alle Welt darum kümmert, meine Bedürfnisse möglichst schnell zu befriedigen – warum braucht dann ausgerechnet mein Ehepartner so unendlich viel Zeit dafür? Warum kapiert er nicht schneller, was ich brauche? Warum kommt sie mir nicht zügiger entgegen?
Marathon, nicht Sprint!
Es gibt den weisen Spruch: Die Ehe ist kein Sprint, sondern ein Marathonlauf. Es kommt darauf an, in Bewegung zu bleiben und durchzuhalten und das Ziel einer gemeinsamen (besseren) Zukunft nie aus den Augen zu verlieren.
In zehn Tagen sieben Kilo abnehmen, in einem Jahr mit der Kapitalanlage 15 Prozent Rendite erwirtschaften, in einer Woche die Ehe revolutionieren – das sind alles falsche Versprechen. Die Ehe ist ein Langzeitprojekt – aufregend wie eine Weltreise und aufwendig wie der Bau einer Kathedrale.
Lassen wir dem Partner Zeit?
Holen wir die Geduld zurück in unsere Beziehungen. Geben wir unserem Ehepartner (und unseren Kindern und unseren Verwandten und Freunden) Zeit. Lassen wir ihnen den Raum zu lernen, sich zu entwickeln, sich zu verändern. Ermutigen wir sie in diesem Prozess, aber erwarten wir nicht die Schnell-Lösung binnen weniger Tage.
Als Christen glauben wir an den Gott, dessen Markenzeichen die Geduld mit uns ist. An den Gott, der uns trotz unserer anhaltenden Defizite immer wieder annimmt und uns einen Neuanfang ermöglicht. Der Apostel Paulus beschreibt Geduld als „Frucht des Heiligen Geistes“ (Gal 5,22). An unserem Ehepartner können wir jeden Tag demonstrieren, dass wir diese Lektion Gottes gelernt haben. Dazu brauchen wir natürlich auch Geduld mit uns selbst.