Hilfe, mein Ehepartner hat sich verändert!

Wie wir die Liebe auch in Krisen lebendig halten

Dein Ehepartner hat sich verändert - wie soll es weitergehen?
Dein Ehepartner hat sich verändert – wie soll es weitergehen? / Eric Ward on Unsplash

Deine Ehepartner hat sich verändert? „Wenn wir heiraten, übernehmen wir ein versiegeltes Schreiben, dessen Inhalt wir erst erfahren, wenn wir auf hoher See sind.“ (Schottisches Sprichwort). Diesen Satz würde wohl keiner am Traualtar unterschreiben. Doch es steckt viel Wahrheit drin. Wir entscheiden uns zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen bestimmten Partner, oder vielleicht noch genauer: für ein bestimmtes Bild, das wir von unserem Partner haben. Und dann kommt das „richtige Leben“…

Reden wir jetzt nicht über die kleinen Veränderungen. Nicht darüber, wie sich manche Marotten erst im Laufe der Zeit offenbaren oder wie der Stress des Alltags auch weniger schöne Seiten des Temperaments zum Vorschein bringt. In diesem Beitrag soll es um die schwerwiegenderen Themen gehen, die einen zu dem Gedanken bringen: “Das ist nicht mehr der Mensch, den ich geheiratet habe.”

Ehepartner hat sich verändert – dafür gibt es Gründe

Für auffällige Verhaltensänderungen kann es sehr viele Gründe geben: Krankheiten, die sich auch auf die Sexualität auswirken, seelische Störungen, traumatische Erlebnisse, Sucht, Arbeitslosigkeit, exzessiver Pornokonsum, der Auszug des jüngsten Kindes (Empty-Nest-Syndrom), usw.

Manchmal radikalisiert sich auch ein Partner, glaubt plötzlich an Verschwörungstheorien, wird in seinen religiösen Überzeugungen auf eine ungesunde Weise extrem oder wittert hinter jedem Zeitungsbericht den Einfluss finsterer Mächte.

Die Folgen: Dieser Partner oder die Partnerin kümmert sich nicht mehr um die Beziehung, zeigt sogar offen Gleichgültigkeit, vernachlässigt vielleicht auch Kernbereiche des Zusammenlebens (Kinder, Mitarbeit im Haushalt, Finanzen, persönliche Zuwendung, Sex).

Ein Blick auf die Midlife-Crisis

Plötzlich steht man selbst vor der Frage: Will ich mit diesem Menschen wirklich den Rest meines Lebens teilen? So wie der gerade drauf ist? Die Frage ist total verständlich. Wir können sie für niemanden beantworten. Wir warnen nur davor, zu schnell zu handeln. Denn einerseits sind gewisse Verhaltensänderungen völlig normal, andererseits kann es sich bei der Veränderung auch nur um eine Phase handeln.

Nehmen wir die Midlife-Crisis des Mannes. Sie tritt häufig zwischen 45 und 55 auf. Der Mann steht nach vielen Ehe- und Familienjahren plötzlich vor dem Gedanken: „Soll das alles gewesen sein? Habe ich nicht Wesentliches in meinem Leben verpasst?“ Und dann macht er einen auf jugendlich, interessiert sich für Sportlederjacken, flotte Autos und im schlimmsten Fall auch noch für eine jüngere Freundin.

Schnelle Autos sind ein Signal: Dein Partner hat sich verändert.
Dein Ehepartner hat sich verändert, wenn es plötzlich nur noch um schnelle Autos geht – ein Indiz für die Midlife-Crisis. / Jesse Collins on Unsplash

So hart das klingt: Diese Krise tritt so häufig auf, dass wir sie als normal bezeichnen müssen. Damit soll nicht jede Handlung gerechtfertigt werden (insbesondere nicht die jüngere Freundin). Aber es soll deutlich machen, dass bestimmte Muster in vielen Leben auftauchen. Die gute Botschaft hier ist: Diese Phase geht fast immer auch vorüber. Irgendwann akzeptieren die meisten Männer, dass sie sich auf diese Weise nicht die ewige Jugend sichern können – und sie verstehen auch wieder, was sie an ihrem seitherigen Leben in stabiler Ehe und Familie haben.

Habe ich mich verändert?

Im Übrigen kann die Veränderung des Partners auch einen ganz anderen, verblüffenden Grund haben: Nicht er hat sich geändert, sondern ich. Da kommt mir als Mann meine Frau plötzlich langweilig, uninteressiert, sexuell unattraktiv vor. Und am Ende liegt es daran, dass ich sie mit anderen Frauen vergleiche – die jung sind, die nie ein Kind geboren haben, für die das Leben noch wenig Verantwortung kennt. Oder ich messe meine Frau an Models (oder gar Pornodarstellerinnen), die meine Lust ankurbeln, aber im Gegensatz zu meiner Frau keinen Beitrag zu einem für mich guten Leben geleistet haben.

Du siehst: Dein Ehepartner hat sich verändert, aber das dahinter liegende Muster ist nicht immer auf den ersten Blick zu verstehen.

Wie lässt sich das Problem lösen? Immerhin seid Ihr schon viele Jahre zusammen, habt vielleicht gemeinsame Kinder und habt auch schon richtig gute Zeiten miteinander gehabt. Alles aufgeben? Das kann wirklich nur der allerletzte Schritt sein.

Der Ehepartner hat sich verändert – was nicht funktioniert

Hier vier „Don’ts“, wenn Du mit der Veränderung nur schwer zurechtkommst.

1. Schweigen

Wenn Dich die Verhaltensänderung Deines Partners sehr stört, musst Du es auf den Tisch bringen.

2. Ignorieren

Es kann zwar sein, dass es sich nur um eine Phase handelt, die vorübergeht (siehe oben), aber verlassen kannst Du Dich darauf nicht. Wenn es für Dich ein gravierendes Problem darstellt, bleibe nicht bei der Tagesordnung, sondern ändere sie.

3. „Erziehen“

Der Ansatz „Der Andere muss sich unbedingt (wieder) ändern“ ist grundfalsch. Jeder hat ein Recht auf seine eigene, individuelle Entwicklung. Die Vorstellung „Den erziehe ich mir“ (die manche schon bei der Hochzeit haben) haut nicht hin. Der Paartherapeut Arnold Retzer warnt sogar in der Süddeutschen Zeitung: „Je mehr man versucht, den Partner zu ändern, desto weniger verändert der sich.“

4. Seitensprung

Wenn Dir Dein Partner nicht gibt, was Du brauchst, ist es höchst schädlich, sich das bei einem anderen zu holen. Fremdgehen birgt das höchste Trennungsrisiko überhaupt.

 

Der Ehepartner hat sich verändert – was funktioniert

Und nun vier „Dos“, wenn Du mit der Veränderung nur schwer zurechtkommst.

1. Im Gespräch bleiben

Das scheint uns das Wichtigste. Du solltest Deinen Partner erst einmal verstehen – auch in seinen Veränderungen. Noch hilfreicher ist es, diese Art der Kommunikation über ein ganzes Eheleben lebendig zu halten. In der Krise wird sie allerdings doppelt notwendig. Vielleicht kannst Du durchs Gespräch die Probleme Deines Partners erkennen und – möglicherweise sogar mühelos – gegensteuern. Vielleicht verstehst Du dadurch, dass seine Veränderung gar nicht gegen Dich gerichtet ist, sondern ganz andere Ursachen hat.

2. Die Gefühle füreinander am Brennen halten

Das ist eine Daueraufgabe! In der Langzeitehe ist es keine Selbstverständlichkeit, dass wir das Auseinanderleben bekämpfen. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten, das Feuer der Liebe zu schüren – auch nach Jahrzehnten. Viele Tipps dazu findest Du in unserem Buch „Das Emma-Prinzip„. Die brennende Liebe verhindert, dass sich Änderungen im Verhalten so weit ausdehnen, dass sie die Beziehung zerstören.

3. Grenzen setzen und Freiheit geben

Wer schwer unter der Veränderung seines Partners leidet, sollte seine eigenen Grenzen verteidigen: Niemand muss sich missbrauchen lassen. Spätestens wenn Gewalt oder ein andere Form der Erniedrigung ins Spiel kommt, sollte klar kommuniziert werden: „Das mache ich nicht mit!“ Häufig braucht derjenige, dessen Grenzen ignoriert wurden, Hilfe von außen, um den richtigen Weg zu seinem Selbstschutz zu finden.

Eine Verhaltensänderung kann andererseits auch eine Anfrage an meine Toleranz sein. Darf mein Partner in einem gewissen Rahmen eigene Wege gehen? Gestehe ich meiner Frau beispielsweise zu, dass sie auch mal ein Wochenende mit ihren Freundinnen unterwegs ist? Wer seinen Partner zu stark festhält, kann ihn verlieren.

4. Paartherapie

Es ist keine Schande, sich professionelle Hilfe zu holen. Wir tun das in so vielen Lebensbereichen, aber bei Ehekrisen betrachten wir das erstaunlicherweise als persönliche Niederlage. Warum eigentlich? Paartherapie hat schon zahllosen Ehen geholfen. Wenn Ihr Eure Beziehung nicht aufgeben wollt, solltet Ihr dem eine Chance geben. Wir erlauben uns den Hinweis, dass Susanne eine bestens ausgebildete und erfahrene Paartherapeutin ist.

Dein Ehepartner hat sich verändert, das gehört zum Leben.
Dein Ehepartner hat sich verändert, das gehört zum Leben. / Ross Findon on Unsplash

Auch wenn Du es als Drama erlebst, dass sich Dein Partner verändert: Es ist – in einem gewissen Rahmen – normal. Er oder sie hat sogar das Recht dazu, so wie auch Du Dich verändern darfst. Veränderung bedeutet: Ihr lebt! Wenn Du dabei Seiten an Deinem Partner entdeckst, die Dich enttäuschen, dann hat selbst das eine gute Seite. Du lernst mehr darüber, wie er wirklich ist und was in ihm steckt, was Du möglicherweise bislang ignoriert hast. Das im Eingangs-Zitat beschriebene „Siegel“ ist aufgebrochen.

Im siebten Himmel

Wie gesagt, dass bedeutet nicht, dass Du alle Veränderungen einfach so hinnehmen musst. Wenn Du sehr darunter leidest, musst Du unbedingt mit Deinem Partner darüber sprechen. Du musst Dich erklären, Dein Partner muss sich erklären. Erst dadurch erfahrt Ihr, wie Ihr gut miteinander weiterleben könnt.

Unsere Empfehlung: Gebt in dieser Situation nicht auf! Wir kennen so viele Paare, die wegen Verhaltensänderungen an den Rand ihrer Beziehung kamen. Sie bissen sich durch und haben heute eine bessere Ehe denn je. Insofern kann die Krise die Durchgangsstation vom sechsten in den siebten Himmel sein.

 

8 Kommentare

  1. Wenn ich von Ihnen lese, denke ich ihr seid die Ideal-Eheleute. Dann ist die Versuchung da, sich mit Ihnen zu vergleichen. Jede Beziehung hat sein Eigenleben. Es gibt keine geklonte Beziehungen. Was ich als gut sehe, kann ich aber nicht vom Partner erzwingen. Sei es das gemeinsame Beten, sexueller Austausch, Zärtlichkeiten, versorgete Kinder (beruflich und verheiratet und Partner für die Kinder, Gemeinden wo sie eine Heimat gefunden haben). Das Glück der anderen kann auch zur Anfechtung werden. – Haben wir zuwenig gebetet, zu wenig geglaubt?

    1. Danke für den Kommentar, Alfred Förster. Stimmt total: Vergleichen kann unglücklich machen. Unser Fokus bei geliebtes leben liegt auf der Frage, was man selbst tun kann, um seine Ehe zu verbessern. Da geben viele zu früh auf. Wie wir über eine „perfekte Ehe“ denken, haben wir hier erläutert.

  2. Ich kann mit meinem Ehepartner nicht darüber reden wenn etwas schief läuft in unsere Ehe oder in Bezug auf die Kinder. Er blockt das alles ab. Er will auch ich zur Paarberatung. Und jetzt?

    1. Hört sich nicht schön an. Eure Schwierigkeiten lassen sich vermutlich nicht mit einem Internetkommentar lösen. Vielleicht startest Du mal mit einer Einzelberatung. Das könnte der Ausgangspunkt für positive Veränderungen sein, bzw. Dir helfen, Eure Situation besser zu verstehen. Der Blick von außen hilft fast immer!

  3. Bei uns im Bekannten- und Freundeskreis haben sich im Alter von 45 bis weit rauf bis 65 beinahe alle Männer von ihren Familien getrennt. Als Argument höre ich immer wieder, dass mehr als 50 Prozent der Ehen geschieden werden, folglich muss (man)n sich auch trennen. Ebenfalls angeführt wird „Ich habe statistisch noch 20 Jahre zu leben, 10 Jahre davon ohne Wehwechen. In diesen 10 Jahren möchte ich ein besseres/optimierteres Leben geniessen und zwar ohne Familie“. Es scheint auch so eine Art „Ansteckungseffekte“ zu geben. Eine sich selbst verstärkende und überaus seltsame Entwicklung. Die Sprengkraft dieser „neuen Lebensart“ ist jedenfalls enorm. Vielfach brechen Kinder (und Enkelkinder) die Verbindung zum Vater vollständig ab, zwei Ex-Ehefrauen haben Selbstmord begangen und im Endeffekt verlieren wirtschaftlich alle. Ich frage mich ernsthaft, ob hier nicht eine Art Erkrankung vorliegt. Wenn ich mit den betroffenen Männern spreche (tw kenne ich diese seit meiner Jugend) und bspw. das Wort „Vernunft“ verwende, wird „Vernunft“ verächtlich als etwas unnötiges, ja nachgeradezu schlechtes angesehen. Zuvor waren das aber kommerziell und im Leben überaus vernünftige Männer. Ich frage mich, was da los ist und ob ich die einzige bin, die hier eine gesellschaftlich äusserst problematische Entwicklung erkennt. Meine Tochter bspw (die unsere Freunde von Kindheit an über Einladungen und Urlaube kennt), kann es gar nicht fassen wie sehr sich diese Männer verändert haben, tw ihr gegenüber sich gleichaltrig „verhalten/kleiden“ und glauben bei ihrer Generation mitmachen zu können. Und sie hat Ängste, dass es ihrem Freund später genauso die „Sicherungen raushaut“, wie sie das bezeichnet. Wenn dann die Ex Frauen auf Besuch kommen, weitgehend unverändert, fragt sie mich immer wieder, weshalb nur Männer in diese Krise stürzen. Ich weiss – ehrlich gesagt – keine Antwort, ausser dass mein Eindruck ist, dass Frauen vmtl. wirklich stabiler sind. Wenn es nicht so ernste Konsequenzen hätte, müsste man ja lachen über die „Gockelparade“.

    1. Ja auch mir und in meinem Freundeskreis ist das nun mehrfach passiert,und die Frauen werden plötzlich geächtet und nicht mehr respektiert . Schrecklich !

    2. „Gockelparade“ ist eine Pauschalisierung. Trennungen als „Erkrankung“ darzustellen, ist eine sinnfreie Behauptung.

      Statistisch gesehen halten Ehen heutzutage sogar länger als vor 20 Jahren (bis auf die letzten Pandemiejahre, hier gibt es offensichtlich wieder einen Umkehrtrend), z.B.
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/76211/umfrage/scheidungsquote-von-1960-bis-2008/

      Wenn in Beziehungen etwas schiefgeht, sind es fast immer beide Partner, die dazu beitragen, dass es nicht mehr funktioniert. Dass am Ende der Mann geht und die Kinder bei der Frau bleiben, ist vielleicht häufiger und auch eine Konstellation, die finanziell am Ende am wenigsten Schaden anrichtet, vor allem was den Kinderunterhalt angeht. Dann sieht es erstmal so aus, wie wenn die Frauen alles besser machen würden: Sie haben sich ja nicht von der Familie getrennt, sondern nur der Mann. Das aber jahrelanger Streit vorausging und am Ende keine Liebe mehr übrig bleibt, haben oft beide zu verantworten.

      Es lohnt sich immer ein Blick hinter die Fassade…

  4. Mich macht kirre, dass zu 99% die Berichte, Blogs usw. von einer Veränderung des Mannes ausgehen. Ich lese also alles was es darüber zu lesen gibt, muss aber ständig Frau und Mann vertauschen. Es gibt auch Männer, die mit der kompletten Lebensänderung Ihrer Frau zumindest einige Schwierigkeiten haben. Das Hauptargument meiner Frau ist, dass Sie alles mögliche Nachholen will, was Sie angeblich verpasst hat in den letzten 25 Jahren. Der Mann bleibt da nur Beiwerk. Ich bin jedenfalls vom Konstrukt Ehe nicht mehr so überzeugt wie am Anfang.

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