Marcus hat keinen Sinn für Blumen. Er erinnert sich, dass auf seinem Schreibtisch tagelang ein völlig vertrocknetes Pflänzlein in einem staubigen Topf stand und seine Blüten schon auf die Tischplatte hängenließ – und er hatte das nicht wahrgenommen. Susannes Herz ist dagegen erfreut, wenn ihr aus einem Zimmer ein Strauß frischer Blumen entgegenleuchtet.
Wenn wir in Vorträgen über das Thema sprechen, sagt Marcus gerne zur Erheiterung des Publikums, er sei ein vorzüglicher Ehemann. Er habe seiner Frau regelmäßig Blumen gebracht – und zwar zur Geburt eines jeden Kindes einen Strauß. Das ist angesichts von acht Kindern zwar schon eine ansehnliche Zahl von Sträußen, angesichts von mehr als 30 Ehejahren aber eher jämmerlich.
Liebe auf der To-Do-Liste
Susanne ärgerte sich über diese Geschichte und bekannte Marcus, dass diese Anekdote sie verletze. Wenn er schon wisse, wie wichtig ihr Blumen seien – warum bringt er nie welche mit? Der lernwillige Ehemann, dem weiterhin der Sinn fürs Florale fehlt, schrieb sich deshalb in seinen elektronischen Aufgabenkalender: „Blumen für Susanne“. Diesen Aufgabeneintrag entdeckte die Gattin eines Tages zufällig, als sie auf den Computerbildschirm schaute.
Wie hättest Du reagiert? Manche würden sagen: Wenn er es in seine Aufgabenliste aufnehmen muss, dann kann er es gleich bleiben lassen. Ein liebevoller Strauß muss von Herzen kommen und darf nicht Ergebnis des Abarbeitens einer To-do-Liste sein. Susanne sieht es anders: Sie anerkennt, dass sich Marcus – trotz seiner blinden Flecken für ein dekoratives Blumengebinde – diese Notiz macht, weil er weiß, dass ein Strauß für seine Frau eine große Bedeutung hat. Er bringt sich sozusagen mit elektronischer Hilfe eine fremde Liebessprache bei.
Der Geschenke-Ninja
Kapiert, dass sich Euer Partner möglicherweise über Dinge freut, die Euch nichts bedeuten. Das ist ein Lernprozess. Werdet zum Geschenke-Ninja, der die richtige Gabe zur richtigen Zeit präsentiert und damit dem geliebten Menschen ein Strahlen ins Gesicht zaubert.
Nette Ratschläge. Doch sind sie auch tragfähig? Warum dem Schmiedl vertrauen, warum nicht gleich zum Schmied?
Ob‘s tragfähig ist, muss jeder selber ausprobieren. Susanne als systemische Paartherapeutin ist jedenfalls mehr „Schmied“ als „Schmiedl“ 😉 – http://www.susanne-mockler.de