Heirate das Kind aus dem Nachbarhaus

Verliebt seit Sandkastenzeiten? Keine schlechte Grundlage für eine Ehe. Foto: flickr/edenpictures

Mann und Frau sind unterschiedlich genug – selbst wenn sie aus demselben Dorf stammen. Dass sie nach der Hochzeit ein Leben lang beieinander bleiben, stellt für beide Seiten eine beachtliche Herausforderung dar. Dass diese Herausforderung noch einmal erheblich wächst, wenn man interkulturell heiratet, darauf weist der Psychotherapeut und Herausgeber der Amerikanischen Zeitschrift für Psychotherapie, T. Byram Karasu, in einem Beitrag hin.

 

Seine Grundthese: Jeder „Stamm“ hat seinen eigenen Verhaltenskodex. Wie man sich bei Feiern verhält und bei Beerdigungen, welchen Stellenwert Arbeit und welcher Freizeit hat, was man isst und welche Betätigungen akzeptabel sind. Eine Ehe ist verheißungsvoller, wenn beide Partner denselben Verhaltenskodex teilen.

 

„Wie langweilig“, denken jetzt viele Leser. Ist nicht die Exotik eines Menschen aus einem anderen Kulturkreis gerade das Interessante, das Faszinierende? In der Tat – deshalb finden solche Paare ja auch zusammen. Karasu weist allerdings darauf hin, dass aus wissenschaftlicher Sicht der Faktor der Begeisterung ein schlechter Indikator für Glück und Dauer einer Beziehung ist. Eine verlässliche Beziehung wird durch die Heirat des Kindes aus dem Nachbarhaus sehr viel wahrscheinlicher.

 

Der Psychotherapeut macht darauf aufmerksam, dass mit einem Ehepartner aus einem anderen „Stamm“ ständig alles neu verhandelt werden muss. Es kann gleichsam keine Übereinstimmung einfach nur vorausgesetzt werden. Spontaneität und schnelle Entscheidungen belasten jede Beziehung zusätzlich. Wer sich bereits für eine interkulturelle Hochzeit entschieden hat, weiß mit Sicherheit ein Lied davon zu singen. Wir befürchten, manchmal ist schon die Ehe zwischen einem Bayern und einer Mecklenburgerin ein interkulturelles Experiment.

 

Also: Wer die Chance auf einen Ehepartner aus der Nachbarschaft hat, sollte diese Vorzüge bedenken. Keine Sorge, es wird dennoch nicht langweilig werden. Dazu sind Frau und Mann einfach zu unterschiedlich – selbst wenn sie in derselben Straße aufgewachsen sind.

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