Die schwedische Soziologin Erika Sandow hat in ihrer Doktorarbeit untersucht, wie sich lange Distanzen zum Arbeitsplatz auf das Einkommen und auf die Beziehung auswirken. Sie zeigt, dass sich die langen Wege zwar unter dem Gesichtspunkt von Verdienst und Karriere lohnen (vermutlich ist das ja auch der Hauptgrund, warum die Leute solche Distanzen auf sich nehmen). Gleichzeitig steigt bei einer Fahrstrecke von mehr als 30 Kilometern zum Arbeitsplatz die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung um 40 Prozent – insbesondere, wenn der Pendler männlichen Geschlechts ist.
Wie die Umea-Universität mitteilt, verstärkt die große räumliche Distanz das Ungleichgewicht der Geschlechter. Während die Vorteile für Männer wie beschrieben überwiegen, führt die Entfernung dazu, dass sich Frauen auf Familie konzentrieren, sich oft mit geringer bezahlten Teilzeitjobs zufrieden geben müssen und damit sozial schlechter gestellt bleiben als ihre Partner.
Diese in der Pressemitteilung gelieferten Erklärungsmodelle scheinen mir ziemlich schwach. Ist es nicht näherliegend, dass Pendler bei weiten Strecken noch weniger Zeit zuhause verbringen, und in dieser Zeit noch weniger Energie für Partner und Kinder haben? Mit allen Konsequenzen bis dahin, dass vermutlich Seitensprünge wahrscheinlicher werden, je weiter man von zuhause weg arbeitet. Zugegeben, das ist jetzt ein bisschen spekulativ, aber die angeblich durchs Pendeln zementierten Geschlechterunterschiede gibt es vielfach auch bei Leuten, die es nahe zum Arbeitsplatz haben – ohne dass entsprechende Auswirkungen auf die Scheidungsrate zu beobachten wären.
So oder so zeigt sich, dass wir für Wohlstand und Prestige einen viel zu hohen Preis bezahlen.