Im vergangenen Jahr ist in den USA eine erstaunliche Studie erschienen, die Lebensbedingungen und Lebenserwartung von Menschen über acht Jahrzehnte (!) hin untersucht hat. Hier wird manches auf den Kopf gestellt, was in unseren Köpfen herumspukt. Wer meint, mit Broccoli und Fitness-Center entscheidende Beiträge zur Verlängerung seines Lebens leisten zu können, muss umdenken. Viel wichtiger sind Beziehungen und ein sinnvolles, produktives Leben.
Jetzt aber der Hammer: Der stärkste Einzelfaktor, der zu einem frühen Tod führt, ist die Scheidung der Eltern während der Kindheit. Das erläutert Koautor Howard S. Friedman in einem Interview mit der Amerikanischen Psychologischen Vereinigung (apa). Die Zahlen zeigen unzweideutig, dass Kinder von Scheidungseltern später signifikant mehr Alkohol trinken, häufiger rauchen, schlechtere Bildungsabschlüsse erreichen, folglich geringer bezahlte Berufe ausüben und darüber hinaus mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit selbst eine Scheidung durchmachen.
Ist das nicht ein gruseliger Befund, dass nichts stärker auf die Lebenserwartung eines Menschen wirkt als das Beziehungs(un)glück seiner Eltern? Wir wollen niemandem ein schlechtes Gewissen machen, der Kinder hat und dennoch zu einer Scheidung keine Alternative sah. Die Studie macht indessen deutlich, dass wir die Folgen für unseren Nachwuchs auf keinen Fall verharmlosen dürfen. Geschiedene und ihr Umfeld müssen alles tun, um den gravierenden Schaden für die Kinder zu minimieren.
Angesichts dieser Langzeitbeobachtung sind wir natürlich noch überzeugter, dass der Einsatz für den Erhalt einer Ehe jede Mühe wert ist. Die Botschaft an Paare in der Krise lautet: Gebt nicht auf! Um Eurer selbst willen, aber auch um Eurer Kinder willen! Und den Paaren in einer glücklichen Phase gilt die Botschaft: Tut etwas dafür, dass Ihr glücklich bleibt – baut vor, damit Euch eine Krise nicht allzu hart trifft. Hüten wir uns (auch im Interesse der nachfolgenden Generation) davor, uns an Scheidungen zu gewöhnen.