Peters Chef war heute unzufrieden mit seiner Arbeit. Bei Sabine waren Kolleginnen krank, und deshalb konnte sie ihren Patienten in der Klinik nicht gerecht werden. Abends treffen sich die beiden Frustrierten zuhause. Jeder erwartet stillschweigend vom anderen, dass der sich kümmert, Verständnis zeigt, entlastet. Dabei ist jener ja selbst gefangen in dem, was ihn beschäftigt und beschwert.
Spüren Sie es? Wenn sich jeder nur auf sein Bedürfnis konzentriert, Zuwendung zu bekommen, dann kann das ordentlich schief gehen. Ungezählte Streitigkeiten zwischen Paaren haben ähnliche Wurzeln: Jeder wünscht sich Rücksichtnahme für seine Gefühle. Wenn dann unterschiedliche Bedürfnisse oder mangelnde gegenseitige Anteilnahme aufeinander treffen, wird es schwierig.
Umarmen hilft
Deshalb ist es so wichtig, sich in den anderen einzufühlen. Wenigstens einer sollte sein vordergründiges Bedürfnis hintenan stellen und nach dem Befinden des Partners fragen: „Schatz, was bewegt dich?“ Oder: „Ich sehe, dass dich etwas belastet. Erzähl mal: was war los?“
Manchmal reicht es auch schon, den anderen in den Arm zu nehmen und zu halten. Diese Geste signalisiert: Mein Partner spürt, dass ich gerade Unterstützung brauche. Hier kann ich mich fallen lassen.
Befristeter Rückzug erlaubt
Und manchmal will man auch einfach nur etwas Ruhe. Wie wohltuend ist das dann, wenn der Partner akzeptiert: Jetzt braucht mein Gegenüber den Rückzug, Zeit, um erst mal allein mit seinen Gefühlen klar zu kommen, und das hat nichts mit mir zu tun. Paulus schreibt im Epheserbrief: „Ertragt einer den anderen in Liebe.“ (Eph.4,2) So kann es auch in der Ehe mal dran sein, schwierige Situationen miteinander auszuhalten.
Mensch, erklär Dich!
Aber Stress und Erschöpfung können vom anderen leicht als Ignoranz, Desinteresse oder Lieblosigkeit interpretiert werden. Deshalb ist es wichtig, dass man sich erklärt und damit dem Partner einen angemessenen Umgang damit ermöglicht.
Zuerst veröffentlich in idea spektrum.