Wilde Ehe = Liebe mit Rückgabegarantie

Was die Statistik zum Zusammenleben ohne Trauschein sagt

Was man früher „wilde Ehe“ nannte, also das Zusammenleben ohne Trauschein, ist seit Jahrzehnten alles andere als wild – es ist zum gesellschaftlichen Normalfall geworden.

Wilde Ehe: eine Trennung ist wahrscheinlicher als eine Hochzeit.
An der „wilden Ehe“ ist nichts mehr wild – dafür gibt es verständliche Gründe. // Photo by Pasha Chusovitin on Unsplash

Hat man früher geheiratet, um dann Kinder zu bekommen, ist es heute oft erst eine Schwangerschaft, die den Anstoß zum Heiraten gibt. Wenn in der Gegenwart Paare bis zur Hochzeit auf gemeinsames Wohnen warten, dann tun sie es ganz überwiegend aus religiösen Gründen. Es sind in unserem Kulturkreis also vor allem bekennende Christen, Muslime und Juden, die mit dem Zusammenleben bis zur Hochzeit warten.

Wer will die „Katze im Sack“ kaufen?

Natürlich gibt es gute Gründe dafür: Die einen wollen endlich die Lebensgemeinschaft genießen, wollen sich aber zugleich ein Stück Freiheit bewahren oder können sich gerade keine Hochzeit leisten. Die anderen wollen nicht die „Katze im Sack“ kaufen, sondern erstmal erproben, wie der Alltag unter einem Dach läuft. Da es so normal geworden ist, denken viele vermutlich nicht einmal groß darüber nach, ob das voreheliche Zusammenziehen gut für sie ist. Das machen doch alle so – wo sollte da ein Problem sein?

Okay, benennen wir ein Problem. Rechtlich bewegen sich solche Paare in sehr unsicherem Gewässer. Wenn alles gut läuft, merken sie das nicht (wie bei fast allen rechtlichen Problemen), aber es gibt viele Stolperfallen. Das hat die „Süddeutsche Zeitung“ in dem Artikel „Ohne Ringe, ohne Rechte“ zusammengetragen. Bei Trennung, Krankheit oder Todesfall werde die „wilde Ehe“ zum „finanziellen Bumerang“, heißt es dort.

„Wilde Ehe“ bereitet auf Trennung vor

Statistisch ist es so, dass die Mehrheit der Paare, die zusammenziehen, auch wieder auseinanderziehen. Insofern ist die unverheiratete Wohngemeinschaft keine Vorbereitung auf die Ehe, sondern eine Vorbereitung auf die Trennung. Die „Rückgabegarantie“, die der „wilden Ehe“ beiliegt, wird mehrheitlich in Anspruch genommen.

Das ist in der Ehe anders. So bedauerlich die Scheidungszahlen sind, für die große Mehrheit (ca. zwei Drittel) funktioniert das Modell lebenslang. Wenn jede dritte Ehe geschieden wird, bleiben zwei von drei Ehen stabil. Der Wert könnte besser sein (wir arbeiten intensiv dafür), aber er ist auch nicht schlecht.

Verbindlichkeit verbindet

Dafür gibt es mehrere Gründe. Das Ehegelübde hat in unseren Köpfen eine viel höhere Verbindlichkeit als der formlose Entschluss, einen gemeinsamen Hausstand zu gründen. Oft haben Paare Kinder und berücksichtigen, welchen Schaden es für die Kleinen bedeuten kann, wenn sich Mama und Papa trennen. Das ist keine Bagatelle! Auch gemeinsame Investitionen, etwa die gemeinschaftlich erworbene Wohnung oder das Häuschen, lassen eine Scheidung schwieriger erscheinen.

Verheiratete sind also viel eher bereit, eine Krise durchzustehen und beieinander zu bleiben. Sie ertragen auch mal ein paar Wochen Frust und finden dann doch wieder zusammen – und haben es oft noch viel schöner miteinander als vor der Krise.

Sex und die „wilde Ehe“

Beim Thema „Wilde Ehe“ können wir auch gerne über Sex reden. Wer schon vor der Hochzeit zusammenlebt, mindert mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit seine Zufriedenheit im Bett – zumindest in den ersten Ehejahren. Das hat eine 2019 veröffentlichte US-Studie ergeben.

In einigen anderen Lebensbereichen ist der Unterschied zwischen verheiratet und unverheiratet Zusammenlebenden geradezu frappierend. Unter den Ehepaaren herrscht ein viel größeres Vertrauen, dass der andere ehrlich ist, nicht betrügt, verantwortlich mit dem gemeinsamen Geld umgeht und die Interessen des Partners angemessen berücksichtigt. Das belegt eine Untersuchung des renommierten Pew Research Centers.

Über weitere Glücksfaktoren, die erst in der Ehe zur Wirkung kommen, wollen wir hier nur das  schreiben: Statistisch sind Verheiratete gesünder, kommen zu mehr Wohlstand und erleben mehr Glück als Unverheiratete. Ihre Kinder wachsend gesünder auf und erreichen die besseren Bildungsabschlüsse. An diesen sozialwissenschaftlichen Fakten kommt keiner vorbei.

Stärker nach Krisen

Ob "wilde Ehe" oder Trauschein: Der Partner wird einem von Zeit zu Zeit fremd.
„Wide Ehe“ oder die „Katze im Sack kaufen“ – das sind falsche Alternativen. // Photo by Marco Biondi on Unsplash

Bleibt noch das Argument mit der „Katze im Sack“. Nach weit über 30 Jahren Ehe müssen wir sagen: Dieses Problem wird man nie ganz los. Denn jeder der Ehepartner verändert sich im Lauf der Zeit. Da gibt es Phasen, wo man sich unglaublich vertraut ist und meint, die „Katze“ oder den „Kater“ total zu verstehen. Und dann geschieht es, dass einem der andere plötzlich fremd erscheint und man sich fragt, wie man jemals wieder ein Herz und eine Seele werden soll. Aber genau das wird möglich, wenn ein Paar seine Liebe verbindlich lebt und beharrlich Krisen überwindet.

Kurzum: Es lohnt sich tatsächlich, die „wilde Ehe“ infragezustellen, auch wenn es alle so machen. Sie ist bestimmt ein vergleichsweise einfacher Weg, um vorübergehend ein glücklicheres Leben zu haben. Wer langfristig denkt, sollte sich dagegen schneller für die Hochzeit entscheiden. Denn das Glückspotenzial der Ehe ist dem unverbindlichen Zusammenleben haushoch überlegen.

Wie Du eine starke und glückliche Ehe und Partnerschaft leben kannst, haben wir für Dich im „Emma-Prinzip“ aufgeschrieben.

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